Artikel erschienen in der Zuger Zeitung vom 13.07.2017

Am Anfang stand der Bau eines besonderen Spielplatzes

SINS ⋅ Dieses Jahr kann der Verein Kreativ 77 sein 40-Jahr-Jubiläum feiern. Drei Gründungsmitglieder erinnern sich an die Anfangszeiten ihres Vereins und an kreative Treffen.

Im Garten des Ehepaars Ernst und Vreni Steffen, der direkt an den Chalchtarewald am Freudenberg in Sins grenzt, ist es still und schattig. Man kann sich kaum vorstellen, dass es in dieser Nachbarschaft einmal von Kindern wimmelte und tagsüber Hochbetrieb herrschte. Wenn die beiden Rentner und ihre Freundin Barbara Heldstab von der Gründungszeit des Vereins Kreativ 77 berichten, leuchten ihre Augen. «Neben der Arbeit war es manchmal recht streng, aber wir haben es mit Freude gemacht», erzählt Ernst Steffen. Er selbst, seine Frau Vreni und die beiden Töchter waren eine von vielen jungen Familien, die damals die neuen Siedlungen am Freudenberg bewohnten. Für die Kinder gab es aber keinen Ort zum Spielen.

Einige Eltern taten sich zusammen und richteten 1976 nach Rücksprache mit der Gemeinde auf einem noch unbebauten Grundstück einen selbst gezimmerten provisorischen Robinsonspielplatz ein. Nach einem Jahr musste allerdings bereits eine neue Lösung gefunden werden. Diesmal sollte es eine längerfristige sein. Im Dorfteil Letten wurde man fündig. «Das Grundstück gehörte der Gemeinde. Es bestanden langfristige Pläne für den Bau einer Primarschule», berichtet Barbara Heldstab.

Architekt fertigt massstabgetreuen Plan an

Diesmal ging man professioneller ans Werk. Gusti Hengartner aus der Nachbarschaft liess bei einem befreundeten Architekten einen massstabgetreuen Plan des künftigen Spielplatzes anfertigen, und man beschloss, sich in Form eines Vereins zu organisieren. Die Gründer, zu denen nebst den Steffens und Hengartner auch Walter Huber sowie später Katrin Lauber und Barbara Heldstab zählten, bauten einen wildromantischen Park für ihre Kinder mit Sandkasten, Spielgeräten, Hütten, Kasperlitheater, Grillstelle, Backofen und einem Bächlein mit Teich.

Ein alter Bauwagen diente als abschliessbare, wettergeschützte Zentrale, wo man Bastelmaterial, Geschirr, Werkzeug und Holz lagerte. «Wir wollten keinen herkömmlichen Spielplatz, sondern etwas Wildes, Lustiges, Selbst­gemachtes, an dem die Kinder ständig weiterbauen konnten», betont Ernst Steffen. Diese Haltung schlug sich neben dem Gründungsjahr auch im Vereinsnamen Kreativ 77 nieder. «An Mittwochnachmittagen übernahmen einige Mütter abwechslungsweise die Aufsicht über die bis zu 30 spielenden Kinder», erinnert sich Vreni Steffen. «Oft haben wir Feuer gemacht, Würste gebraten, Kuchen und Kaffee mitgebracht.»

Bei den vielen Zusammenkünften entstanden neue Ideen. «Wir organisierten Tischtennisturniere und Seifenkistenrennen», erzählt Ernst Steffen. «Zweimal luden wir den Kinderzirkus Robinson ins Dorf ein, betrieben selbst die Festwirtschaft und beherbergten die kleinen Artisten.» Eine Riesenunternehmung für den Verein und ein Highlight fürs ganze Dorf. Daneben gab es Wanderungen, Velotouren sowie Ausflüge mit Zeltübernachtungen. Auf Weihnachten hin bot man Bastelkurse für Kinder und Kerzenziehen an, es gab ein dreitägiges Skilager auf der Mörlialp während der Weihnachtsferien, und man nahm gemeinsam als «Lettegröbler» am Fasnachtsumzug teil. Genäht, gebastelt, gebaut und organisiert wurde immer in Eigenregie und mit einfachsten Mitteln in Garagen und Kellern. Auch musikalisch betätigte man sich mit der Gründung der Steelband Sirambas. «Der Skiklub übernahm später die Organisation der Skitage, und aus der Fasnachtsgruppe entstand das heutige Kifasi-Komitee», erklärt Barbara Heldstab. Beides sind Anlässe und Institutionen, die heute noch bestehen.

Kursangebot wurde stets ausgebaut

Obwohl der Spielplatz, der die Basis der Vereinsgründung bildete, bereits 1982 der Schulanlage Letten weichen musste, bestand der Verein Kreativ 77 weiter und baute mit den Jahren sein Kursangebot für Kinder, Mütter, Väter und Familien aus. In diesem Jahr feiert er sein 40-jähriges Bestehen.«Ich finde es gut, dass sich der Verein weiterentwickelt und sich das Angebot den Bedürfnissen der heutigen Zeit anpasst», betont Barbara Heldstab. Und Vreni Steffen ergänzt: «Wir hätten nie gedacht, dass der Verein so lange bestehen würde, und es freut uns sehr.»

 

 

Cornelia Bisch